Saya, Hani und Erzählerin Kasih sind in einer Siedlung am Rande der Stadt aufgewachsen, nach dem Abi haben sich ihre Wege mehr oder weniger getrennt, nun treffen sich die Freundinnen wieder, um auf die Hochzeit einer ehemaligen Mitschülerin zu gehen.
Doch in derselben Nacht kommt es zu einem verheerenden Brand in einem Wohnhaus, und Saya verschwindet plötzlich, es ist unklar, ob sie etwas damit zu tun hat, denn sie hat sich kurz vorher noch am Ort des Geschehens aufgehalten.
Das Buch erzählt vom Auf- und Erwachsenwerden der jungen Frauen zwischen Sozialsiedlung, Späti und Jobcenter, erzählt von ihrer besonderen Freundschaft, aber auch von den Schwierigkeiten: das ständige Infragestellen der Identität, Diskriminierung, Rassismus, Chancenlosigkeit, Hass, Gewalt, Wut, Ablehnung.
Dieser Coming-of-Age-Roman fühlt sich immer wieder wie eine Abrechnung mit dem Migrationsland Deutschland an und wird unbequem, die Erzählerin hält sich nicht zurück, spricht immer wieder Leser*in direkt an, hinterfragt Denkmuster, führt aufs Glatteis, spielt gekonnt mit ihrer Zuverlässigkeit, am Ende löst sie alles überraschend auf.
Das Erzähltempo ist gemächlich, die Sprache ruhig und schön, mit präzisen Beobachtungen, sprachlich ein Hochgenuss. Der Roman legt den Finger in die Wunde, kritisiert die Gesellschaft und unser Denken, mehr als einmal hatte ich das Gefühl, mich schämen zu müssen. Der Roman macht etwas mit einem und ist ein wichtiger Beitrag, ein wahnsinnig guter Roman, unbedingte Leseempfehlung! 🙏