Patricia Melo: Frauenmorde in Brasilien
Femizide – Tötungen von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts – sind ein weltweit verbreitetes Problem, besonders brisant ist die Thematik in Lateinamerika, wo die Femizid-Raten regelmäßig zu den höchsten der Welt zählen.
Patricia Melo greift das Thema in “Gestapelte Frauen” auf und sie macht es wirklich grandios. Obwohl mir das Buch beim Lesen immer wieder den Hals zugeschnürt hat, ist die Handlung sehr stimmig komponiert, Melo schreibt eindringlich, gleichzeitig mit einem guten Gefühl für Sprache, sie erzählt gekonnt auf unterschiedlichen Ebenen und erschafft gute Figuren.
Kritik an der patriarchal geprägten Gesellschaft Brasiliens
Die Geschichte spielt im abgelegenen brasilianischen Bundestaat Acre, die namenlose Protagonistin soll dort Femizide recherchieren und bekommt hautnah den Prozess mit, der sich um die Ermordung eines indigenen Mädchens dreht, bei dem die Mörder jedoch nicht verurteilt werden.
Melo nimmt in diesem Roman eine sehr feministische Perspektive ein, übt Kritik an der patriarchal geprägten Gesellschaft Brasiliens aus, erzählt die Geschichte so spannend wie in einen Krimi. Gleichzeitig gibt sie Einblicke in die Lebensrealität von indigenen Völkern, die von Armut, Elend und Ausbeutung geprägt ist, drückt aber auch ihre Bewunderung für deren Kultur aus.
Patricia Melo: Sichtbarkeit für das Thema Femizide
Das Thema ist schwer, aber Melo macht es einem wirklich gut zugänglich, bettet alles in eine tolle Handlung ein. Mit ihrem Roman zeigt sie auch, dass es wichtig ist, über Femizide zu sprechen und sie sichtbar zu machen, wenn sich langfristig etwas ändern soll.
Vielen Dank an den Unionsverlag für das Rezensionsexemplar.
Patricia Melo
“Gestapelte Frauen”
Aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita.
Unionsverlag
erschienen am 15.02.2021