Katharina Volckmer – Der Termin: Ein Monolog, der es in sich hat
Eine junge Frau sitzt in London bei ihrem Psychotherapeuten Dr. Seligman. Man lauscht als Leser*in ihrem Monolog und der hat es in sich, gleich der erste Satz steckt die Grenzen ab: “Das ist vielleicht nicht der beste Moment, um davon anzufangen, Dr. Seligman, aber ich musste gerade daran denken, wie ich einmal geträumt habe, ich wäre Hitler.”
Lesetipp: (Frauen)Literatur – Nicole Seifert. Weshalb FrauenLITERATUR lange keine Beachtung fand.
Hitler, die deutsche Kultur und Geschlechterrollen
Katharina Volckmer zieht es durch, greift Hitler und die nationalsozialistische Vergangenheit in ihrer Rede immer wieder auf, was schwer aushaltbar ist. Sie spricht aber auch über die deutsche Kultur, von der sie angewidert ist und über Geschlechterrollen, von denen sie sich erdrückt fühlt.
Sie provoziert, beschämt, verwirrt und begeistert mit ihren Aussagen, man kann als Deutsche*r gar nicht anders, als über sich selbst und die eigene Kultur zu lachen, wenn man das schafft, dann kann es sogar eine kathartische Wirkung haben.
Anerzogene Geschlechterrollen, die Frauen immer noch stark einschränken
Doch im Kern steht für mich nicht das Auseinandersetzen mit der deutschen Herkunft und Geschichte, sondern das Thematisieren von anerzogenen Geschlechterrollen und damit einhergehenden Verhaltensweisen, etwas, das Frauen immer noch einschränkt und in ihrem Möglichkeiten stark begrenzt.
Lesetipp: Cho Nam-Joo – Kim Jiyoung, geboren 1982. Über die strukturelle Benachteiligung von Frauen in Südkorea
Das Buch ist nicht immer einfach zu lesen, aber es macht was mit einem, und am Ende habe ich es als radikale und feministische Befreiungsrede gelesen, was sehr inspirierend war.
Katharina Volckmer
“Der Termin”
Aus dem Englischen von Milena Adam.
Kanon Verlag
Erschienen am 11.08.2021