Maya Angelou: “Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt”

Maya Angelous Memoir liest sich wie ein Roman und bewegt tief, erzählt von einer Kindheit, die von Rassismus geprägt war.

Bürgerrechtlerin, Professorin, Schriftstellerin, Dichterin, Tänzerin, Künstlerin, Schauspielerin: Maya Angelou war eine vielseitig begabte Frau und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der USA, 2014 starb sie mit 86 Jahren.

Bereits 1969 erschien ihr Memoir “Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt”, in dem sie ihre Kindheit in Stamps, Arkansas beschreibt, wo sie in den 1930er Jahren bei Momma, ihrer Großmutter väterlicherseits, aufwächst, in einer Welt, in der Rassentrennung Normalität ist und es keine Gerechtigkeit gibt, sondern Angst, Unterdrückung, Diskriminierung, Hass und Armut das Leben bestimmen, etwas, das Maya schon früh aufstößt.

“Schwarz zu sein, nicht über das eigene Leben bestimmen zu können, war schrecklich. Jung zu sein, aber schon gewohnt, die Vorurteile über die eigene Hautfarbe still und widerspruchslos anzuhören, war brutal.” (S. 206)

Maya ist ein Mädchen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten, aber auch in ihrer Familie gibt es viele starke Frauen: Momma, die einen Lebensmittelladen besitzt, aber auch ihre Großmutter mütterlicherseits, die in St. Louis eine wichtige Frau war und auch ihre eigene Mutter, die nach San Francisco geht und kompromisslos ihr eigenes Leben lebt.

Das Buch erzählt von Familie und Geschwisterliebe, von starken Frauen, von Rassismus und Rassentrennung, Ungerechtigkeit, Willkür und sexuellem Missbrauch. Viele Passagen sind nicht leicht auszuhalten, umso wichtiger ist es, davon zu erzählen, diese Zeiten erfahrbar zu machen und für Rassismus zu sensibilisieren, der in den USA und an vielen Orten der Welt leider immer noch sehr präsent ist.

Dass es kein Roman ist, sondern ein Memoir habe ich beim Lesen immer wieder vergessen, weil es so gut geschrieben ist, so intensiv und eindringlich erzählt. Eine echte Herzensempfehlung! Lest dieses Buch! 🙏❤️

Aus dem Englischen von Harry Oberländer.