“Ich bin fünfunddreißig. Ich will keine Kinder”, sagt die Erzählerin zu Beginn der Geschichte, eine klare Aussage, weil sie weiß, dass sie keine Kinder möchte, dass sie ihr Leben und ihren Körper für sich möchte. Seit acht Jahren ist sie mit Philip zusammen, führt eine liebevolle und gefestigte Beziehung, für Philip jedoch war immer klar, dass er Kinder möchte. Lange haben sie das Problem ausgeblendet, doch als nach und nach ihre Freunde Kinder bekommen, wird es schwerer, das Thema zu umgehen. Als die beste Freundin der Erzählerin schwanger wird, eskaliert die Situation, Philip zieht aus, sie trennen sich.
Das Buch exploriert das Eltern- und vor allem das Mutterdasein, stellt es auf den Kopf, betrachtet Vor – und Nachteile, stellt mit gewollter Kinderlosigkeit eine wichtige Position in den Mittelpunkt. Dass die Protagonistin keine Kinder möchte, wird vom Umfeld ständig belächelt, nicht Ernst genommen, nicht richtig akzeptiert. Dass eine Frau das Entscheidungsrecht über ihren eigenen Körper hat, ständige Nachfragen oder Erwartungshaltungen zum Muttersein als übergriffig und unangemessen empfunden werden, scheint dort noch nicht angekommen zu sein.
Der Roman liest sich schnell, die Kapitel sind kurz, aber prägnant, in sich stark. Das Buch ist voller kluger Sätze über Selbstbestimmung, über das konsequente Gehen eines Weges, über eine feministische Haltung, erzählt aber auch von einer Liebe, die droht kaputt zu gehen.
Wir brauchen mehr Bücher wie dieses, mehr Frauen, die sich von gesellschaftlichen Erwartungen lösen und das selbstbewusst an ihr Umfeld tragen. Ich bin selbst Mutter und konnte mich in vielen Meinungen und Erwartungen wiederfinden, konnte diese mutige Entscheidung tief nachempfinden, habe die Protagonistin für ihre Kompromisslosigkeit gefeiert. Ein toller Roman mit einer großen Aussage für das Frausein. Grandios!
Aus dem Norwegischen von Stefan Pluschkat.