Feministische Bücher: Das sind die 5 wichtigsten Werke der letzten Jahre

Feministische Bücher vermitteln wichtiges Wissen im Ringen um die Gleichberechtigung. 5 feministische Werke, die du gelesen haben solltest.

Feministische Bücher und Themen

Feminismus steht dafür, dass alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Sexualität und Körper, dieselben Freiheiten und Rechte haben sollen. Es gibt eine Vielzahl an Mechanismen, die Frauen über Jahrhunderte kleingehalten und benachteiligt haben. So können Frauen in Deutschland erst seit etwas über 100 Jahren wählen, erst seit 1977 brauchen sie nicht mehr die Einwilligung eines Ehepartners, um arbeiten zu können. Erst seit 1997 ist die Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland Straftatbestand.

Feminismus: Es ist noch nicht alles gut

Der Weg zum heutigen Stand war ein langer Kampf und selbst jetzt ist noch nicht alles gut. Frauen verdienen im Durchschnitt immer noch weniger als Männer (Gender Pay Gap). Nach der Geburt von Kindern erfahren viele Paare eine Retraditionalisierung der Geschlechterrollen. Wir leben in einer Welt, die von Männern für Männer gemacht ist und in der Frauen für Berücksichtigung und Sichtbarkeit immer noch jeden Tag kämpfen müssen.


Lesetipp: Literaturpodcasts – 9 Formate, die ihr unbedingt hören müsst


Feministische Bücher: Großartige Autorinnen, wichtige Themen

In den letzten Jahren sind eine Reihe großartiger Bücher erschienen, die feministische Themen behandeln und die ermutigen, die eigene Stimme zu finden und zu erheben, die eigene Meinung nach außen zu vertreten und selbstbestimmt zu handeln. Ein paar der wichtigsten Werke sollen hier vorgestellt werden.

Rebecca Solnit – “Wenn Männer mir die Welt erklären”

© btb

“Wenn Männer mit die Welt erklären” ist zwar schon 2014 erschienen, zählt aber zu den wichtigsten zeitgenössischen feministischen Büchern. In ihrer Essay-Sammlung widmet sich Solnit ganz unterschiedlichen Themen, wie etwa dem Mansplaining, auch wenn sie sagt, den Begriff selbst nicht erfunden zu haben. Sie spricht von der weltweit verbreiteten Gewalt gegen Frauen, spricht sogar von einem Krieg gegen Frauen und analysiert, welches System dahinter steht.

Solnit erklärt, wie es überhaupt dazu kam, dass heute Gleichheit in Ehen herrscht und keine Hierarchie mehr zwischen den Ehepartnern wie früher. Ein Essay ist außerdem Virginia Woolf gewidmet, die Solnit sehr verehrt. Dort nimmt sie sich auch allgemeineren Themen wie Kreativität und philosophischen Betrachtungen des Frauseins an und erläutert die Ansichten Virginia Woolfs.

Eine Lektüre, die man schnell durch hat, die sich aber sehr lohnt, genau wie andere Bücher von Rebecca Solnit, denn sie schreibt wahnsinnig gut und sehr ansprechend.

Margarete Stokowski – “Untenrum frei”

© Rowohlt

“Untenrum frei” ist wohl eines der bekanntesten feministischen Bücher der letzten Jahre. 2016 erschienen, hat es sich mittlerweile zu einem Standardwerk des jüngeren Feminismus in Deutschland entwickelt. Margarete Stokowski beleuchtet nicht nur die feministische Historie und die sogenannten Wellen des Feminismus, sondern spricht auch von vielen persönlichen Erlebnissen, etwa wie sie selbst aufgeklärt wurde, von ihren Unsicherheiten als Teenager, aber auch von Übergriffen und wie sie Feministin wurde. Wenn man sich bereits ein bisschen mit Feminismus beschäftigt hat, wird man auf einige bekannte Stimmen treffen, u. A. Rebecca Solnit, Laurie Penny, Kimberlé Crenshaw.

Stokowski spricht aber auch darüber, was es heißt radikal oder anarchistisch zu sein, sie spricht über intersektionalen Feminismus, über die Retraditionalisierung der Geschlechterrollen und natürlich über Sex.

Das Buch ist klug zusammengestellt und gut geschrieben und wer es noch nicht gelesen hat, der sollte das schleunigst ändern. Große Empfehlung!

Mary Beard – “Frauen und Macht”

© S. Fischer Verlag

Mary Beard ist Professorin für Klassische Philologie in Cambridge, hat zahlreiche Bücher zur Geschichte und Kultur der Antike veröffentlicht. Doch auch zu aktuellen Themen äußert sie sich, wie etwa Frauenfeindlichkeit und Sexismus. “Frauen und Macht” widmet sich in zwei Essays feministischen Themen, zunächst der öffentlichen Stimme von Frauen, die immer wieder klein gehalten wurde, um Frauen von Macht fernzuhalten. Sie beleuchtet Mechanismen in der Geschichte, die Frauen davon abhielten, sich öffentlich zu äußern, sie sogar als lächerlich darstellten. Beard beschäftigt sich mit Machtstrukturen und dem Gedanken, dass nicht die Frauen sich ändern müssen, sondern die Machtstrukturen. Sie gibt Impulse dafür, wie man Macht neu denken könnte, als etwas gemeinschaftliches, vom Prestige abgekoppeltes.

Auch wenn der Band mit den zwei Vorträgen schmal ist, hat man das Gefühl etwas sehr kluges gelesen zu haben und alles aus einer komplett anderen Sichtweise betrachtet zu haben, denn Mary Beard bringt immer wieder Bezüge zur Historie und speziell zur Antike in ihre Texte ein.

Laurie Penny – “Fleischmarkt”

© Edition Nautilus

Die Autorin und Journalistin Laurie Penny ist eine der weltweit bekanntesten Stimmen des modernen Feminismus. Sie hat eine Reihe von Büchern veröffentlicht, ihr erstes im Jahr 2011 war Fleischmarkt (engl. Meat Market), das sich sehr intensiv mit Frauen und ihren Körpern in Bezug auf den Kapitalismus beschäftigt. Das Buch ist wirklich überwältigend, man möchte sich jeden Satz anstreichen, genauer darüber nachdenken, die Bedeutung ankommen lassen. Penny schreibt darüber, wie Frauenkörper im Spätkapitalismus entmachtet und kontrolliert werden, sie schreibt über den Verkauf von Sexualität und Selbstverdinglichung der weiblichen Körper, während ironischerweise die wirkliche Sexarbeit stark stigmatisiert und in vielen Ländern illegal ist.

Sie schreibt aber auch über Essstörungen und welche Bedeutung sie in dem Gefüge der Ausbeutung von weiblichen Körpern haben, betrachtet die Entwicklungen des Feminismus in den letzten Jahrzehnten und widmet ein ganzes Kapitel dem Thema häuslicher Arbeit. Penny ist in ihrem Ansatz radikal, sie schreibt mit einer Dringlichkeit, rüttelt auf, orientiert sich  immer am Ideal einer gleichberechtigten Gesellschaft. Ein herausragendes Buch, das immer wieder empört und das das eigene Denken verändert.

Roxane Gay – “Bad Feminist”

© btb

Ihre Essay-Sammlung “Bad Feminist” machte die Amerikanerin Roxane Gay 2014 berühmt, sie landete mit ihrem Buch auf der Bestsellerliste. Vorher war sie Doktorandin und Professorin. “Bad Feminist ist sehr unterhaltsam und dreht sich um ganz unterschiedliche Aspekte ihres Lebens, oft mit popkulturellen Bezügen. Immer wieder bezieht sie sich auf Bücher, die sie gelesen hat, schreibt über Serien, wie etwa “Girls” von Lena Dunham, erzählt, welche Buchreihe sie als Kind geliebt hat.

Gay schreibt aber auch über die Wurzeln ihrer Eltern in Haiti und wie sie unter Rassismus leiden musste. Einige der Essays drehen sich ums Schreiben und um die Frage, wie Charaktere und speziell weibliche Charaktere oft konzipiert werden. Sie fragt sie sich beispielsweise, wieso Frauen in Romanen immer liebenswert sein müssen oder ob Geschichten ein Happy End haben dürfen. Gay spricht über die Genderdebatte, aber auch über ihre eigene Geschichte und wie ihre Karriere begonnen hat. Einer der Essays dreht sich witzigerweise um das Spiel Scrabble, das sie als zeitweise professionell auf Turnieren gespielt hat.

Die Mischung ist wirklich bunt und unterhaltsam, die Essays mitten aus dem Leben gegriffen, ein feministischer Bezug ist immer da. Sie betrachtet sich selbst humorvoll und gibt einen lebensnahen Zugang zum Feminismus. Wahnsinnig gut lesbar.